Kapitel A : The Rehearsal of the Futures

12 Mai 2018 - 8 Juni 2018

Im letzten Jahr haben wir mit Damian Lentini vom Haus der Kunst erstmals einen Gastkurator eingeladen, um im Apartment der Kunst eine Ausstellungsidee zu verwirklichen. Die Zusammenarbeit hat soviel Freude und Sinn gemacht, dass wir heuer diesen Ansatz weiter ausbauen möchten. Wir konnten die junge Kuratorin Nina Holm vom Kunstraum München dafür gewinnen. Sie hat ein integriertes Ausstellungskonzept mit dem Künstler Isaac Chong Wai entwickelt, das mit Kapitel A: The Rehearsal of the Futures im Apartment der Kunst beginnt und sich dann übergehend in den Kunstraum mit Kapitel B: An Artistic Archive of Borders entfaltet. Die freie Szene in München ist sehr darauf angewiesen, Synergien zu entwickeln und umzusetzen. Dies ist in Nina Holms Ausstellungskonzept in besonderem Maße gelungen.

Isaac Chong Wai zeigt in seiner ersten Ausstellung im süddeutschen Raum die 3-Kanal-Videoinstallation „One Sound of the Futures“, in der eine gleichzeitig stattfindende Performance in drei asiatischen Städten dokumentiert wird. In Gwangju (Südkorea), Wuhan (China) und Hong Kong treffen sich Menschen, um simultan den „Klang der Zukunft“ anzustimmen. Die vom Künstler eingeladenen Teilnehmer formieren sich wie lebende Skulpturen an drei ausgesuchten Orten und sprechen oder rufen aus, wie sie sich ihre persönliche Zukunft vorstellen, welche Erwartungen sie hegen, und wie ihr Gefühl in absehbarer Zeit sein könnte. So lassen Hunderte von zeitgleich sprechenden Menschen einen Klangteppich entstehen, der zu einem vibrierenden Potpourri individueller Zukunftsentwürfe wird. Die Kamera fängt dabei immer wieder einzelne Personen ein und macht deren individuelle Wünsche hörbar. Allen Orten – Kai Tak Runway Park in Hong Kong, 5-18-Democracy Square in Gwangju und K11 Artist Village in WuHan – ist gemeinsam, dass es Orte von starker historischer Signifikanz im jeweiligen Land sind und sich die dortigen Gesellschaften teils heute noch im Umbruch befinden. Dieser Bruch zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem manifestiert sich in den persönlichen Träumen und Erwartungen, aber auch Sorgen und Bedenken, die von den Partizipierenden – an die Zukunft gerichtet – hinausgerufen werden. Das stringente Muster ihrer Aufstellungen, die in der Videoinstallation zu sehen sind, beschwört dabei einen fast feierlichen und energetischen Moment, der deutlich macht: wer sich mit der Zukunft beschäftigt, verarbeitet auch die Vergangenheit.

Die Performance fand 2016 im Rahmen der Ausstellung „Human Vibrations“ (The 5th Large-Scale Public Media Art Exhibition) in Hong Kong statt, für die Isaac Chong Wai eingeladen wurde, eine Arbeit im öffentlichen Raum zu entwickeln.

In seinen Arbeiten befasst er sich u. a. mit Kollektivismus und Individualismus, politischen Perspektiven von Zeit und Raum, Grenzen, Migration, Rassismus und Identitätspolitik, und setzt diese Themen mittels Performance, Video, Fotografie, Multimedia und ortsspezifischer Installationen um. Der Künstler wurde 1990 in Guangdong geboren und wuchs seit seinem dritten Lebensjahr in Hong Kong auf. Nach seinem Kunst-Studium an der Hong Kong Baptist University studierte er „Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien“ an der Bauhaus-Universität Weimar. Er lebt in Berlin und Hong Kong. Hier befindet sich eine Liste seiner Projekte und Ausstellungen.

„Kapitel B : An Artistic Archive of Borders“, den zweiten Teil des Ausstellungsprojekts mit Isaac Chong Wai, präsentiert der Kunstraum München vom 30. Mai bis 08. Juli 2018. Es widmet sich dem Entstehen von Grenzen und deren Assoziationen in der heutigen Welt. Die zeitliche Überschneidung der beiden Ausstellungen von einer Woche eröffnet die Möglichkeit, die verschiedenen Facetten im Werk des Künstlers kennenzulernen und in den inhaltlichen Überbau seiner Arbeit einzutauchen.

Isaac Chong Wai und Nina Holm sind zur Eröffnung anwesend.

Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Kunstraum München und wird gefördert durch:

Kulturreferat der LH München

Burger Collection

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